Bienenwissen

Honigbienen gehören gemeinsam mit vielen Wespen-, Ameisen- und Termitenarten zu den sozialen, staatenbildenden Insekten.

Im Laufe der Evolution begannen die ursprünglich einzeln lebenden Insekten sich zu Brutkolonien zusammenzufinden. Später entstanden länger bestehende Gemeinschaften, die Futtervorräte anlegten und verteidigten. Die Tiere übernahmen unterschiedliche soziale Aufgaben. Dann, vor mehreren Millionen Jahren, brachten die Gemeinschaften plötzlich physiologisch unterschiedliche Tiere hervor, bei den Bienen Arbeiterinnen und Königinnen. Man bezeichnet das als evolutionären Sprung und die Bienen stehen damit eine Evolutionsstufe über den Menschen. Die Gemeinschaft ist so eng vernetzt, daß es keine langfristig überlebens- und fortpflanzungsfähigen Einzeltiere mehr gibt. Die Bienen leben als Kollektiv, das Volk ist das Tier. Wenn man sich an der biologischen Definition für ein Lebewesen orientiert, so ist die einzelne Biene etwas weniger, das Bienenvolk etwas mehr als ein Tier.

Insekten schützen leicht gemacht

Es gibt viele Möglichkeiten unsere kleinen Mitbewohner zu unterstützen: Blühende und wilde Ecken im Garten oder auf dem Balkon, und so weiter. Etwas mehr erreichen Sie schon, wenn Sie beim Einkauf einfach Milch- und Fleischprodukte von Weidevieh wählen. Denn auch Bienen und andere Insekten brauchen Wiesen. Und da die Menschen kein Heu fressen, bleiben diese artenreichen Kulturlandschaften nur erhalten, solange es Weidetiere gibt. Am meisten helfen Sie den Bienen, wenn Sie die goldene Regel für Artenschutz, eine bessere Landwirtschaft und lebenswerte Kulturlandschaften befolgen. Sie lautet ganz einfach: Machen Sie Ihren Urlaub und Ihre Ausflüge ausschließlich dorthin, wo die Lebensmittel, die Sie im Alltag verzehren, angebaut werden.

Blüten und Bienen gehören zusammen

Das klingt auf den ersten Blick trivial und nicht so erstaunlich wie es tatsächlich ist. Denn ohne Bienen und andere fliegende Insekten gäbe es auch keine Blüten. Und das wäre doch tatsächlich schade. Die einfachste Art der Bestäubung geschieht durch den Wind. Im Laufe der Evolution haben eine Pflanzen entdeckt, daß sie ihre Bestäubung verbessern können, indem sie fliegende Insekten mithilfe süßer Sekrete (daraus entwickelte sich später der Blütennektar) anlockten. Die Insekten transportierten dann den Blütenstaub usw., na ja, das wissen wohl die meisten von euch. Für die Fluginsekten war der Nektar eine willkommene Energiequelle. Da das Fliegen sehr energieaufwändig ist, konnten sich dadurch mehr fliegende Arten entwickeln. Da diese fliegenden Insekten nun die Nektarpflanzen besser bestäubten, konnten sich diese wiederum weiter verbreiten und ebenfalls in viele Arten aufgliedern. Um optisch auf sich aufmerksam zu machen, entwickelten die Nektarpflanzen auffällige Blütenblätter, die den Insekten gleichzeitig das Landen ermöglichten. Schließlich entwickelten sich die Honigbienen, die diese Blütenpflanzen optimal nutzen und so zu ihren Verbreitung beitragen konnten. In der Biologie bezeichnet man das als Koevolution. Alleine für sich hätte keine der beiden Gruppen entstehen können. Man könnte auch sagen, die Bienen züchten sich die Blütenpflanzen. Und tatsächlich beobachten wir genau das auch an unseren Bienenständen. In wildbelassenen Bereichen oder selten gemähten Wiesen etablieren sich im Umkreis von 50m um einen Bienenkasten nach einigen Jahren stets deutlich mehr Blütenpflanzen (vor allem im Frühjahr) als auf vergleichbaren, weiter entfernten Flächen. Das ist auch plausibel, denn die Blüten in Kastennähe werden natürlich optimalst bestäubt, da die meisten Bienen letztendlich doch faul sind und nur so weit fliegen wie sie müssen.

Für jeden Etwas (oder "Ökosystemdienstleistung")

Diese Krabbenspinne haben wir an unserem Bienenstand in Landstetten entdeckt. Sie ist als Teil einer Blüte getarnt, sitzt auch oft auf der Unterseite von Blütenblättern und wartet dort darauf, daß sich ein fliegendes Insekt zum Nektartanken niederlässt. Diese hier hatte es sich besonders einfach gemacht und saß direkt vor dem Flugloch eines Bienenkastens. Neben der Krabbenspinne gibt es noch zahlreiche andere Tiere, die von den Bienen selbst profitieren. Bei uns beobachte ich vor allem Tigerspinnen, zahlreiche Vogelarten, v.a. Meisen, Bunt- und Grünspechte, Spitzmäuse, und Ameisen. Neben seiner Bestäubungsleistung und dem produziertem Honig bildet ein Bienenvolk im Jahr mehrere kg Biomasse, die der Natur letztendlich auf die eine oder andere Weise wieder zugute kommen. Neben der Biomasse ist die abgestrahlte Wärme für einige Tierarten interessant. So finde ich in Deckel und Boden der Kästen immer wieder diverse Spinnen und Käfer, Nachtfalter, Eidechsen und Blindschleichen. Ameisen tragen ihre Eier gerne auf die Deckelfolie und legen sie dort über das warme Brutnest der Bienen um sie ausbrüten zu lassen. Meist hat sich jede Art für sich einen eigenen Kasten ausgesucht. Ordnung muß sein.